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West-Berliner Erinnerungen Vor 60 Jahren begann die Luftbrücke /
Heute finden sich noch immer einige Spuren Christine Richter
Mit dem Flughafen Tempelhof verbindet jeder Berliner die Luftbrücke, deren Beginn sich in wenigen Tagen zum 60. Mal jährt. Aber auch der Flughafen Tegel ist mit mit diesem historischen Ereignis eng verknüpft. Nachdem die sowjetische Armee die drei Westzonen am 24. Juni 1948 abgeriegelt hatte, musste rasch ein dritter Flugplatz her - neben Tempelhof, der von den Amerikanern genutzt wurde, und dem Flugplatz Gatow, der in der britischen Zone lag. Frankreich, das sich selbst nicht mit Piloten an der Luftbrücke beteiligte, genehmigte die Errichtung des Flughafen Tegels in seiner Zone.
Der Flughafen Tegel wurde in nur 85 Tagen gebaut. In Gatow im Bezirk Spandau belief sich die Umschlagmenge innerhalb kürzester Zeit auf tausend Tonnen am Tag. 300 Flugzeuge waren während der Luftbrücke rund um die Uhr im Einsatz, alle 90 Sekunden startete und landete eine Maschine in der Stadt. Die Versorgung der Berliner war über drei Luftkorridore organisiert worden, die als Einbahnstraßen genutzt wurden. Jeder Pilot hatte nur einen Landeversuch. Misslang dieser, so musste er mit der gesamten Ladung wieder nach Westdeutschland zurückfliegen.
Was erinnert heute noch an die Luftbrücke, mit der rund 2,3 Millionen Tonnen lebenswichtiger Güter wie Nahrungsmittel, Kohle und Benzin auf 277 000 Flügen nach West-Berlin transportiert wurden? Der Flughafen Tempelhof wird im Oktober dieses Jahres geschlossen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden noch Rundflüge mit einem Rosinenbomber angeboten. Möglicherweise wird das Alliiertenmuseum aus Zehlendorf dorthin umziehen. In diesem Museum ist ein britisches Flugzeug vom Typ Hastings, das 1948 /1949 eingesetzt wurde, zu sehen. Der Betrieb auf dem Flughafen Gatow wurde 1995 nach dem Abzug der Alliierten eingestellt, dort ist das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr untergebracht. Am Deutschen Technikmuseum in Kreuzberg kann man eine Douglas C-47, ebenfalls während der Luftbrücke im Einsatz, bestaunen.
Schon 1951 wurde in Berlin das erste Luftbrückendenkmal errichtet. Die Skulptur am Flughafen Tempelhof ist nach Westen ausgerichtet, die drei Streben sollen die Luftkorridore symbolisieren. Auf dem Rundsockel stehen die Namen der Soldaten, die bei der Luftbrücke umkamen. "Hungerharke", so nennen die Berliner ihr Denkmal.
Für die Organisation der Luftbrücke war der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay verantwortlich. Er wohnte damals in einem Haus in Zehlendorf, Im Dol 46-48. Dort hat der Botschafter Marokkos heute seine Residenz, eine Gedenktafel weist auf Clays Wohnort hin. Die Zehlendorfer Kronprinzenallee wurde schon am 16. Juni 1949 in Clayallee umbenannt - die einzige Straße in Berlin, die nach einem Lebenden benannt wurde. Doch noch mehr erinnert an Clay und die Luftbrücke: Im Flughafen Tempelhof ist eine Plakette angebracht, in Rudow gibt es die Clay-Schule - eine musikbetonte Gesamtschule. Im Abgeordnetenhaus hängt ein Gemälde von Clay, wurde er doch 1962 zum Ehrenbürger von Berlin ernannt.
Erinnerungen an die Luftbrücke finden sich auch in der Handjery- straße 2 in Schöneberg. Mit einer Tafel wird der beiden bei einem Flugzeugabsturz getöteten US-Soldaten gedacht, die Lloyd-G.-Wells-Straße in Zehlendorf erinnert an einen Bordmechaniker der US-Luftwaffe, der 1948 ums Leben kam. Insgesamt 78 Menschen - 31 Amerikaner, 39 Engländer, acht Deutsche - verloren während der Luftbrücke ihr Leben.
Wer sich auf Spurensuche begibt, kann sie finden, die Erinnerungen an die Luftbrücke. Aber nur im Westteil der Stadt.
Sysop 代為編輯標題和調整內文(22.06.2008) |
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